Joseph Roth und der Osten
Fürst Geza – (in Ungarn setzt man den Vornamen nach den Familiennamen), und er heißt nur so dank einem launigen Schcksal, das Bettlern manchmal herrscahftliche Attribute beizulegen beliebt –, also eigentlich: Geza Fürst war in einem Budapester Kolonialwarengeschäft Lehrling seit seinem zwölften Lebensjahre. Als er sechzehn Jahre alt war, began die ungarische Räteherrschaft, und der Kolonialwarenladen wurde geschlossen. Infolgedessen ging Geza zur roten Armee.
Als die Reaktion in Ungarn ans Ruder kam, flüchteten Geza Fürst und seine Eltern in das von den Rumänen besetzte Gebiet Ungarns. Die Rumänen wiesen die Familie Fürst aus. Der Vater Fürst, ein jüdischer Schneidermeister, übersiedelte mit Frau, vier Töchtern, Schere, Elle, Zwirn, Nadel und seinem jüngsten Sohn Geza in die Slowakei.
Nach Budapest konnte der sechzehnjährige Geza, der ja in der rotten Armee gedient hatte, nicht zurück. Also kam er nach Berlin.
Nicht etwa, um in Berlin zu bleiben. Der Demobilmachungskommissar ließ es ja ohnehin nicht zu. Geza Fürst, der kaum Siebzehnjährige, will nach Hamburg. Auf ein Schiff. Als Schiffsjunge. Soll er etwa neuerlich in einem Kramladen kunstvolle Tüten drehn, Heringe bei steifen Schwänzen aus den Fässern ziehn und Rosinen hinter dem Ladentisch verschütten? Oder sich bei Armeen anwerben lassen? Geza Fürst will mit Recht auf ein Schiff. Sirenen tuten, weiße Kamine prusten Dampf, Schiffsglocken läuten, Matrosen abgeben. Er ist breit gebaut und dennoch von schon Grenzenlosigkeit und blaue Horizonte.
Nun kam Geza Fürst nicht nach Hamburg, weil er vorläufig keine Papiere hatte.
Geza Fürst schlief in einem Logierhaus in der Grenadierstraße. Dort machte ich seine Bekanntschaft. Ich lernte noch andere kennen. In diesem Logierhaus waren nämlich etwa hundertzwanzig aus dem Osten geflüchtete Juden untergebracht. Viele Männer waren geradewegs aus der russischen Kriegsgefangenschaft gekommen. Ihre Kleidung bildete eine groteske Monteurfetzeninternationale. In ihren Augen war tausendjähriges Leid zu sehen. Frauen waren da. Sie trugen ihre Kinder auf dem Rücken wie schmutzige Wäschebündel. Und Kinder, die auf krummen Beinen durch eine rachitische Welt krochen, knabberten an harten Brotrinden.
Es waren Flüchtlinge. Man kennt sie allgemein unter dem Namen «Die Gefahr aus dem Osten». Pogromangst schweißt sie zusammen zu einer Lawine aus Unglück und Schmutz, die, langsam wachsend, aus dem Osten über Deutschland rollt. Im Berliner Ostviertel staut sich ein Teil in größeren Klumpen. Wenige sind jung und haben gesunde Glieder wie Geza Fürst, der geborene Schiffsjunge. Fast alle sind alt, gebrechlich und gebrochen.
Sie stammen aus der Ukraine, Galizien, Ungarn. Hunderttausende sind zu Hause Pogromen zum Opfer gefallen. Hundertvierzigtausend fielen in der Ukraine. Überlebende kommen nach Berlin. Von hier aus wandern sie nach dem Westen, nach Holland, Amerika und manche nach dem Süden, nach Palästina.
Im Logierhaus riecht es nach Schmutzwäsche, Sauerkraut und Menschenmasse. Auf dem Fußboden lagern zusammengerollte Körper wie Gepäckstücke auf einem Bahnsteig. Ein paar alte Juden rauchen Pfeife. Die Pfeife stinkt nach verbranntem Horn. Kinderkreischen flattert in den Winkeln herum. Seufzer verlieren sich in den Ritzen der Dielenbretter. Einer Petroleumlampe rötlicher Schimmer kämpft sich mühsam durch eine Wand aus Rauch und Schweißdunst.
Geza Fürst aber hält es nicht aus. Er streckt die Hände in die ausgefransten Rocktaschen, pfeift sich eins und geht auf die Straße, frische Luft schöpfen. Morgen wird er vielleicht in dem ostjüdischen Obdachlosenasyl in der Wiesenstraße unterkommen. Wenn er nur Papiere hätte. Denn man ist sehr streng in der Wiesenstraße und nimmt nicht so ohne Weiteres jeden auf.
Im Ganzen sind 50.000 Menschen aus dem Osten nach dem Kriege nach Deutschland gekommen. Es sieht freilich aus, als wären es Millionen. Denn das Elend sieht man doppelt, dreifach, zehnfach. So groß ist es. Es sind mehr Arbeiter und Handwerker unter den Zugewanderten als Händler. Nach der beruflichen Gliederung sind 68,3 Prozent Arbeiter, 14,26 Prozent Lohnarbeiter und nur 11,13 Prozent freie Händler.
Sie können in keinem deutschen Betrieb untergebracht werden, obwohl die größte Gefahr nur dann besteht, wenn die Leute nicht arbeiten dürfen. Dann warden sie natürlich Schieber, Schmuggler und sogar gemeine Verbrecher.
Der Verein der Ostjuden in Berlin bemüht sich vergeblich, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass das Gesündeste die Verteilung der zugewanderten Arbeitskräfte auf den gesamten deutschen Arbeitsmarkt wäre. Aber selbst die Abschiebung der Leute begegnet Schwierigkeiten bei den Behörden. Statt allen jenen, die ein Ausreisevisum verlangen, sofort die Abreise zu ermöglichen, versucht die Behörde, die Erledigung der Ausreisegesuche in die Länge zu ziehen. Wochenlang sterben die Geflüchteten hier von der Mildtätigkeit der Mitmenschen, eh’ es ihnen möglich wird, das Weite zu suchen. Bis jetzt ist es zwölfhundertneununddreißig Personen gelungen, Berlin zu passieren, ohne hungers gestorben zu sein.
In der Wiesenstraße, in dem städtischen Asyl für Obdachlose, das eine Zeit lang geschlossen war, ist jetzt eine Unterkunftsstätte für geflüchtete Ostjuden geschaffen worden. Die Leute werden gebadet, desinfiziert, entlaust, gespeist, gewärmt und schlafen gelegt. Dann verschafft man ihnen die Möglichkeit, Deutschland zu verlassen. Es ist eines der segensreichsten Vorbeugungsmittel gegen die «Gefahr aus dem Osten».
Hie und da ist einer unter den Leuten, der Intelligenz und Unternehmungsgeist besitzt. Er wird nach New York gehen und Dollarprinz werden.
Vielleicht gelingt es Geza Fürst, nach Hamburg zu kommen und Schiffsjunge zu werden. Geza Fürst, der jetzt in der Grenadierstraße auf und ab geht. Hände in der Hosentasche, Rotgardist außer Dienst, Abenteuer und Seepirat in spe. Ich hörte ihn letzthin ein ungarisches Lied singen, das hatte folgenden Text: Ich und der Wind, wir beide sind gut Freund; kein Haus und kein Hof und kein Menschenkind, das um uns weint …
«Neue Berliner Zeitung», 12 – Uhr-Blatt, 20.10.1920
Michael Bienert, Joseph Roth in Berlin. Ein Lesebuch für Spaziergänger,
KiWi (Kiepenheuer & Witsch), 2010
Cover - KiWi ©
Fürst Geza – gli ungheresi mettono il nome di battesimo dopo il cognome – si chiama così solo grazie a un capriccio del destino, che qualche volta si diletta ad assegnare ai mendicanti titoli signorili; Geza Fürst, dunque, lavorava come apprendista per un negozio di generi coloniali a Budapest da quando aveva dodici anni. Quando ne compì sedici ebbe inizio il governo ungherese dei soviet e il negozio di generi coloniali venne chiuso. Così Geza si arruolò nell’Armata Rossa.
Dopo il trionfo della rivoluzione ungherese, Fürst Geza fuggì con i suoi genitori nei territori dell’Ungheria che erano occupati dai rumeni, i quali però cacciarono l’intera famiglia Fürst. Fürst padre, un maestro sarto ebreo, emigrò così in Slovacchia con moglie, quattro figlie, forbici, metro, filo da cucire, ago, nonché il figlio minore Geza. Il sedicenne Geza, poiché aveva servito l’Armata Rossa, non poteva fare ritorno a Budapest. Andò dunque a Berlino.
Non per rimanervi: il commissario della smobilitazione non glielo avrebbe in nessun caso concesso. Fürst Geza ha appena compiuto diciassette anni, vuole andare ad Amburgo e imbarcarsi come mozzo su una nave. Deve forse tornare a preparare buste di carta artigianali in una bottega? Tirare fuori dalle botti le aringhe con la coda rigida e versare uva passa sul bancone? Oppure lasciarsi arruolare nell’Armata? Fürst Geza vuole a buon diritto imbarcarsi su una nave: squillano le sirene, i camini bianchi sbuffano vapore, suonano le campane e il mondo non ha fine. Fürst Geza sarebbe un buon marinaio, ha spalle larghe e un corpo agile, e i suoi occhi verdi già vedono orizzonti sconfinati e l’azzurro infinito.
Tuttavia, Fürst Geza non è partito per Amburgo, poiché non aveva i documenti.
Dormiva in un dormitorio per i poveri nella Grenadierstrasse. Fu là che feci la sua conoscenza. Ne conobbi molti altri: in quella pensione erano alloggiati infatti circa centoventi ebrei fuggiti dall’est.. Molti uomini tornavano direttamente dalla prigionia russa; il loro abbigliamento costituiva una grottesca sfilata internazionale di divise stracciate. Negli occhi vi si leggeva una sofferenza millenaria. C’erano donne, portavano sulla schiena i loro figli come fagotti di biancheria sporca, e bambini che, provenienti da un mondo rachitico, si trascinavano su gambe storte sgranocchiando croste di pan secco.
Sono profughi. Si conoscono sotto il nome comune di ‘pericolo dell’est’. La paura dei pogrom li tiene insieme come una valanga di infelicità e fango, che, crescendo piano piano, arriva rotolando dall’est attraverso la Germania. Una parte di loro si è fermata in grandi gruppi nel quartiere orientale di Berlino. Ce ne sono di giovani con corpi sani, come Geza Fürst, il marinaio nato. Ma quasi tutti sono vecchi, deboli, disfatti.
Vengono dall’Ucraina, dalla Galizia, dall’Ungheria. Centinaia di magliaia sono stati vittime di pogrom in casa propria. Quattrocentomila sono morti in Ucraina. I sopravvissuti arrivano a Berlino. Da qui volgono a occidente, verso l’Olanda, l’America, e alcuni verso il sud, in Palestina.
Il dormitorio odora di corpi umani ammucchiati, di biancheria sporca e crauti. Sul pavimento si accampano persone come bagagli sulla pensilina di una stazione. Un paio di anziani ebrei fuma la pipa. La pipa puzza di corno bruciato. Si sentono strilli di bambini tutt’intorno. I sospiri si disperdono tra le fessure delle assi del pavimento. Il chiarore rossastro di una lampada a petrolio lotta con fatica per farsi varco attraverso un muro di fumo e sudore.
Geza Fürst non ne può più. Infila le mani nelle tasche sfilacciate della sua giacca e fischiettando se ne va in strada per respirare un po’ di aria fresca. Forse domani troverà un alloggio all’asilo per gli ebrei dell’est senzatetto nella Wiesenstrasse.
Se solo avesse i documenti. Perché nella Wiesenstrasse sono molto severi, e non accolgono chiunque si presenti.
In tutto sono 50.000 le persone che dall’est sono venute in Germania dopo la guerra. Ma a dire il vero sembrano milioni, poiché la miseria appare doppia, tripla, decuplicata, tanto è grande. Tra gli immigrati ci sono più operai e artigiani che commercianti. Secondo le statistiche sull’impiego per il 68,3 per cento sono operai, per il 14,26 lavoratori salariati e solo l’11,13 è costituito da liberi commercianti. Non possono essere collocati in nessuna azienda tedesca, sebbene il pericolo maggiore venga proprio dal non permettere alla gente di lavorare. Allora diventano, com’è ovvio, spacciatori, contrabbandieri e persino criminali comuni. L’associazione degli ebrei dell’est a Berlino si impegna inutilmente per convincere l’opinione pubblica che la miglior soluzione sarebbe la ripartizione della forza lavoro degli immigrati sull’intero mercato del lavoro tedesco. Ma persino l’espulsione di queste persone incontra difficoltà da parte dell’amministrazione. Invece di autorizzare la partenza immediata a tutti quelli che richiedono un visto di uscita, le autorità si ingegnano a prolungare il processo di richiesta di espatrio. Per intere settimane i profughi si sfiniscono così stando dietro alla carità del prossimo per riuscire a prendere il largo. Fino ad ora ce l’hanno fatta milleduecentonovantatre persone a passare per Berlino senza prima morire di fame.
Nella Wiesenstrasse, nell’asilo cittadino per i senzatetto, che per un certo tempo è rimasto chiuso, è stato creato ora un alloggio per gli ebrei profughi. La gente viene lavata, disinfettata, spidocchiata, alimentata, riscaldata e messa a letto. Poi viene data loro la possibilità di lasciare la Germania. È una delle più utili misure preventive contro ‘il pericolo dell’est’.
Di quando in quando capita qualcuno tra di loro che possiede intelligenza e spirito d’iniziativa: andrà a New York e diventerà miliardario.
Forse a Geza Fürst riuscirà di andare ad Amburgo e diventare un mozzo. Geza Fürst che ora va su e giù per la Grenadierstrasse, mani in tasca, guardia rossa fuori servizio, e forse futuro avventuriero e pirata dei mari. Di recente l’ho sentito canticchiare una canzone ungherese: io e il vento siamo buoni amici, né una casa né un cortile né un figlio spargono una lacrima per noi…
Joseph Roth, A passeggio per Berlino,
a cura di Vittoria Schweizer,
Passigli Editori, 2010
Cover - Passigli Editori ©
Il grazioso volumetto edito da Passigli propone per la prima volta in traduzione italiana delle Berliner Bilder stese da Joseph Roth, quando si aggirava per le strade della metropoli in qualità di corrispondente dei numerosi giornali che vi si stampavano. La scrittura berlinese restituisce uno spaccato di vita quotidiana in Germania che ha un profondo valore documentale, catturando sguardi, mode, drammi, che si alternarono a ritmi vertiginosi tra gli anni Venti e Trenta sulla scena della Grande Città. “Figure e sfondi” frutto dei capricci della storia, poco più che manichini di cera destinati a soccombere alle bizzarrie del tempo, «spettrali e insieme corporei», per citare l’inizio del Panoptikum, dove lo scrittore non mancherà di recuperare questa grottesca qualità duale che assimila uomini e cose. Maschere effimere e tuttavia struggenti nel loro mondo di fantasticherie e repentini rovesci, attori che di lì a poco sarebbero scomparsi, come la maggior parte dei luoghi che li avevano tenuti a battesimo. Il libro contiene anche una cospicua sezione di note che aiutano a collocare i singoli brani nell’orizzonte culturale in cui hanno visto la luce. Quest’opera non può che impreziosire la biblioteca di qualsiasi appassionato di Roth e di storia di Berlino.
(Di Claudia Ciardi)
Marc Chagall - Il violinista sul tetto
Splendido, grazie!:)
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